Zwei Konferenztage mit insgesamt 60 Teilnehmer:innen, runden Thementischen, vernetzten Avataren und einer digitalen Werksführung: Der 17. Fachkongress Fabrikplanung am 5. und 6. Oktober – auch in diesem Jahr moderiert von Dr. Jürgen Bischoff, Mitglied der Geschäftsleitung bei agiplan – war geprägt von spannenden Inhalten und hochkarätigen Vorträgen. Erneut als digitale Veranstaltung ausgerichtet, zeigte der Kongress damit, wie sich wesentliche Erkenntnisse aus der Pandemie schnell und erfolgreich implementieren lassen. Flexibilität und Agilität lauten die wichtigen Stichworte – und genau die standen im Mittelpunkt des Vortrags „Chancen und Risiken agiler Fabrikplanung eine planungsmethodische Reflexion“.
Der Vortrag verdeutlichte, dass und vor allem wie planungsmethodische Erkenntnisse aus der transdisziplinären Forschung für die Fabrikplanung genutzt werden können. Denn als Prozess mit hoher inhaltlicher Komplexität und vielen Dimensionen wie den Betriebsmitteln, der Logistik, der technischen Gebäudeausrüstung, den Prozessen, den Mitarbeiter:innen und natürlich dem Grundstück und dem Gebäude selbst, geht es in der Fabrikplanung um mehr als die Bewältigung klarer Aufgaben oder die Lösung einfacher Probleme. Denn oft ist weder der Anfangszustand ausreichend beschrieben, noch ist der Zielzustand klar.
Der Vorteil der agilen Fabrikplanung ist, dass sie solche verzwickten Probleme lösen kann. Wichtig dafür sind zunächst Begriffsklärungen, um auf diese Weise gemeinsame, notwendige Verständigungsgrundlagen zu schaffen. Erst danach kann ein ganzheitliches Vorgehen alle vier wesentlichen Aspekte agiler Fabrikplanung berücksichtigen (die Rahmenbedingungen, Fach- und Sachthemen, emotionale und soziale Aspekte, Organisation und Methodik). Hier erfordert die richtige Prozessbegleitung der unterschiedlichen Akteure (beispielsweise Individuen, Teams, Gruppen, Organisationen) professionelles Know-how und Interventionen auf unterschiedlichen Ebenen. Dabei zeigt sich, dass die agile Fabrikplanung nicht nur eine komplexe, fachplanerische Herausforderung, sondern auch ein komplexer, sozial-organisatorischer Lernprozess ist. Das Fazit: Beides braucht professionelle Führung mit entsprechend fundierter Qualifikation der Führungskräfte. Dies gilt sowohl für die Fachkompetenzen der fachlichen Führung wie für die Kompetenzen zur Begleitung des Lernprozesses.
Ein weiteres zentrales Thema des 17. Deutschen Fachkongresses Fabrikplanung war die Nachhaltigkeit in der Fabrikplanung. Mehr als 256 solcher Projekte hat allein das Unternehmen Goldbeck im Geschäftsjahr 20-21 realisiert. Über solche nachhaltigen Fabrikhallen mit System, intelligente Ansätze zur Nachhaltigkeitsstrategie im Industrie- und Gewerbebau und den dazugehörigen Life Cycle sprach Geschäftsführer Alexander Kraus. Dort sind Energie- und Nachhaltigkeitsteams feste Bestandteile des integralen Planungsansatzes und Nachhaltigkeit wird von Anfang an mitgedacht. Das Fazit: Elementiertes Bauen mit System ist insgesamt ressourcenschonender als eine klassische Bauweise, denn Verschwendungen werden vermieden, die Bauteile sind optimiert und immer unter gleichen Bedingungen produziert.
Torsten Kallweit, Global Head of Sustainability and EHS der Robert Bosch GmbH, zeigte in seinem Vortrag, wie es gelingen konnte, dass Bosch bis 2020 CO2-neutral geworden ist. Noch 2018 emittierte das Unternehmen an seinen mehr als 400 Standorten weltweit rund 3,3 Millionen Tonnen CO2. Durch vier wichtige Hebel – Energieeffizienz, New Clean Power, den Zukauf von Grünstrom sowie das Offsetting von CO2-Emissionen – gelang es schließlich, nur zwei Jahre später im Bereich Scope 1 und 2 CO2-neutral zu sein. Ebenso konsequent will das Unternehmen nun die Scope 3-Emissionen angehen.
Bei der Planung und Realisierung eines CO2-freien sind innovative, intelligente Energielösungen und eine DC-Smartgrid-Infrastruktur zielführend. Denn Nachhaltigkeit – und auch das wurde auf dem Kongress sehr deutlich – funktioniert nur erfolgreich durch den weiteren Ausbau der Digitalisierung und den Einsatz smarter Tools. Ein Baustein: Eine smarte Bestandsdatenerfassung mit einer Vernetzung von Realität und digitalem Modell zur optimalen Planung und Bauausführung im Brownfield.
Dies beginnt – so Jörg Rentner von der Goldbeck GmbH – bei der smarten Bestandserfassung mit neuen, digitalen Möglichkeiten der Datenaufnahmen. Goldbeck setzt dabei unter anderem auf den Factory-Viewer, der aus den Daten eines 3D-Laserscans zunächst eine eingefärbte Punktwolke und schließlich ein realistisches, dreidimensionales Abbild der Wirklichkeit erstellt. Dadurch, dass alle Akteure wie Fachplaner der einzelnen Gewerke, Architekten, Projektleiter und Betreiber jederzeit auf diese Daten zugreifen können, bieten sich durch den Datenaustausch in Echtzeit sowie die Nutzung weiterer effizienter Tools zahlreiche Vorteile, die eine effiziente und nachhaltige Planung überhaupt erst möglich machen.
Wie agiplan mit 3D-Laserscannern eine valide Planungsgrundlage schafft, lesen Sie hier.