News & Presse Wiehler Forum: Diskussion über die digitale Revolution

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Die Zukunft ist schon da

Wiehler_ForumDie digitale Revolution – ein Dauerbrenner in der aktuellen Diskussion. Die Referenten auf dem Wiehler Forum, unter ihnen agiplan-Geschäftsführer Dr. Christian Jacobi, brachten die neuen Herausforderungen für die Transportbranche anschaulich auf den Punkt. Der Text ist in einer längeren Version im KFZ Anzeiger Ausgabe 20/2015 erschienen.

Werden wir künftig keine LKW-Transporte mehr brauchen, weil der 3D-Drucker in jedem Haushalt alles von der Pizza bis zum Ersatzteil auf Knopfdruck ausspuckt? So weit wird es sicherlich nicht kommen. Die Realität im Transport spricht eine andere Sprache, wie BPW-Gesellschafter Michael Pfeiffer als Gastgeber des Wiehler Forum 2015 deutlich machte.

Mit der Datenbrille ins Silicon Valley

In die schöne neue Welt der digitalen Vorreiter aus dem Silicon Valley entführte Nick Sohnemann die zahlreichen Gäste aus der Transport- und Logstikbranche: Datenbrille, "virtual shopping", Autos ohne Steuerrad, 3-D-Druck mit Titan und Beton waren einige der impulsiv vorgestellten neuen Themen des Gründers von Futurecandy UG. Deutschland sieht Sohnemann schon fast auf dem Abstellgleis: Beim flächendeckenden Zugang zu schnellem Internet sind andere Länder weit voraus, und nur 17 Prozent der Mittelständler können sich nach einer Commerzbankstudie mit dem Titel "digitaler Vorreiter" schmücken.

Die Vernetzung fehlt oft

Nüchterner, dafür näher an der realen Transportwelt, waren die Analysen von Christian Jacobi. "Die Vernetzung der Daten fehlt bei kleinen und mittelständischen Unternehmen oft," bemängelte der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensberatung agiplan die Praxis in der Transport- und Logistikwelt, "die Unternehmen müssen deutlich mehr Gas geben."

Jacobi spannte einen Bogen vom E-Commerce ("KEP profitiert, es wird aber mehr Restriktionen geben") bis zu neuen Marktteilnehmern wie Food Express und Uber Cargo. Food Express (food-express. com) definiert sich als "Deutschlands erster unabhängiger Restaurant-Lieferservice und macht eine eigene Lieferflotte überflüssig. Gastronomen aller Art können bei Bedarf einfach und flexibel einen Fahrer für die Auslieferung ihrer Speisen ordern."

Die auf der Website umworbenen Fahrer bringen ihr Vehikel gleich mit ein: "Du bist mit deinem eigenen Auto, Roller oder Fahrrad unterwegs und erhältst deine Aufträge per Food-Express-App direkt aufs Smartphone. Wir bieten dir einen gut bezahlten Job mit festem Stundenlohn, Benzin- und Trinkgeld. Wähle ein Jobmodell, das zu dir passt. Ob Vollzeit, Teilzeit, Neben- oder Minijob oder als Werkstudent - du hast die Wahl."

Drei Milliarden Menschen weltweit sind online

In Zeiten eines dramatischen Fahrermangels taucht hier plötzlich ein neuer Wettbewerber zum Transportgewerbe auf, mit dem kaum einer gerechnet hat. Die Taxibranche ist bereits weltweit heftig von "Uber" aufgemischt worden. Anfang des Jahres ist "Uber Cargo" ins Transportgeschäft eingestiegen. Zwar gibt es derzeit nur in Hongkong und demnächst in New York City Aktivitäten im Cargobereich, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis dieser Quereinsteiger Paketdiensten und Umzugsspeditionen auch in Deutschland Konkurrenz macht.

Für Jacobi sind "E-Commerce und Mobile Commerce schon der Normalfall." Fast drei Milliarden Menschen weltweit sind online, in Deutschland sind es 84 Prozent der Bevölkerung. Der Online-Handel bei uns ist 2014 auf ein Volumen von 43,6 Milliarden Euro angewachsen, satte 38 Prozent mehr als 2012. Davon profitiert vor allem der KEP-Markt, der in Deutschland bereits 15,8 Milliarden Euro umsetzt. Das entspricht einem Anteil von 7,2 Prozent am gesamten deutschen Logistikmarkt (230 Milliarden Euro).

In der Stadt wird's noch enger

Schwierig wird es nach Jacobis Einschätzung für die Infrastruktur, weil bereits heute 5,1 Millionen Pakete pro Tag ausgeliefert werden. 63.570 Zustellfahrzeuge sind jeden Tag unterwegs, und wenn die KEP-Branche dieses Jahr im Endkundengeschäft um acht Prozent wächst, kommen noch einmal 5.000 Fahrzeuge dazu. Das wird zu weiteren Restriktionen für den Verkehr in den Innenstädten führen und bedeutet eine neue Herausforderung für die Citylogistik.

Das Fazit von Jacobi ist deutlich: "Unternehmen, die keine IT-Kompetenz haben, werden mittelfristig aus dem Wettbewerb ausscheiden." Für den agiplan-Chef ist die Integration von IT und Logistik keine Zukunft mehr, sondern Realität, und deshalb sieht er das Thema digitale Transformation als Chefsache.

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